Schauspiel Graz: Vernon Subutex (Alexander Eisenach)
nach dem Roman von Virginie Despentes
AUS DEM FRANZÖSISCHEN VON CLAUDIA STEINITZ
Vernon Subutex, Besitzer eines Plattenladens, war immer ein cooler Hund. Doch dann kamen die Digitalisierung, das Internet, unverschämte Mieterhöhungen – und plötzlich ist sein Laden pleite. Eine Weile hält sich der Endvierziger mit dem Verkauf von Restbeständen auf eBay über Wasser, dann mit Gelegenheitsjobs und Arbeitslosenhilfe. Doch als der Popstar Alex Bleach stirbt, der bis dahin seinem Freund die Miete zahlte, wird Vernons Wohnung gepfändet. Als Obdachloser übernachtet er bei ehemaligen Geliebten, alten Freunden und neuen Bekannten auf der Couch, bis er ahnungslos seinen größten Schatz, quasi seine Lebensversicherung, verliert: die Aufzeichnung eines Interviews mit Alex Bleach kurz vor dessen Tod, das brisante Details enthält. Das Video ist Gold wert und bald wird Vernon von einer Meute verfolgt, die es ihm abjagen will. Und das ist nur Teil 1 der Romantrilogie. In Teil 2 und 3 wird Vernon u. a. als Obdachloser die Galionsfigur einer utopischen Gemeinschaft, die in der Musik und im Tanz Erlösung sucht.
Ihre früheren Bücher galten als Punk, inzwischen wird Virginie Despentes mit Balzac verglichen. Der dreibändige Bestseller gilt als neues Opus magnum der Gegenwartsliteratur – ein Roman, der so amüsant wie schonungslos die tiefgreifenden Umwälzungen in Kultur, Politik und Wirtschaft der vergangenen Jahrzehnte analysiert. In einem Querschnitt durch die Gesellschaft verleiht Despentes Angehörigen jeder Generation und sozialen Schicht, politischen Orientierung und Desorientierung, jeden Geschlechtes, jeder Kultur und Subkultur unserer Zeit Kontur: egal, ob koksender Börsenmakler, Lotto spielender Penner, brasilianische Transsexuelle, höhere Tochter, liberaler Moslem oder radikal rechter Drehbuchautor. Verschiedensten Zeitgenossen begegnet Vernon bei seinem Abstieg – der eigentlich ein Aufstieg in die Sphären einer zukünftigen Religion ist.
Alexander Eisenach, der bereits in den Vorjahren am Schauspielhaus Graz „Frequenzen“ von Clemens J. Setz (800 Seiten) sowie „Der Zauberberg“ von Thomas Mann (1.000 Seiten) in betörenden Bildern für die Bühne adaptierte, führt mit „Vernon Subutex“ (1.200 Seiten) seine Beschäftigung mit umfangreichen Romanen für uns weiter. In der Titelrolle ist Norbert Wally zu sehen, bekannt von der Grazer Kultband „The Base“.
REGIE Alexander Eisenach
BÜHNE Daniel Wollenzin
KOSTÜME Claudia Irro
MITARBEIT KOSTÜM Jenny Theisen
KOMPOSITION & MUSIKALISCHE LEITUNG Benedikt Brachtel
ADDITIONAL SONGWRITING Norbert Wally
MITARBEIT MUSIK Lukas Rabe
VIDEO rocafilm
CHOREOGRAPHIE Alex Deutinger, Marta Navaridas
DRAMATURGIE Karla Mäder
THEATERPÄDAGOGIK Timo Staaks
VERNON SUBUTEX Norbert Wally
ALEX BLEACH Clemens Maria Riegler
SYLVIE Anna Szandtner
LYDIA BAZOOKA Evamaria Salcher
XAVIER Fredrik Jan Hofmann
PATRICE Nico Link
PAMELA KANT Henriette Blumenau
LAURENT DOPALET Franz Xaver Zach
ANTOINE DOPALET Raphael Muff
HYÄNE / OLGA Julia Gräfner
DANIEL Marta Navaridas
MARCIA Alex Deutinger
SÉLIM Franz Solar
AÏCHA / VODKA SATANA Katrija Lehmann
ANAÏS / CÉLESTE Maximiliane Haß
KIKO Florian Köhler
CHARLES Rudi Widerhofer
VÉRO Beatrice Frey
LIVEKAMERA Thomas Achitz
TONANGEL Lena Rucker